Trump löscht Daten

Tagesspiegel
Mittwoch, 19.03.2025 – von Kati Krause

Das US-Außenministerium hat die Finanzierung eines Programmes eingestellt, das Tausende von Russland entführte ukrainische Kinder nachverfolgte. Außerdem ist eine Datenbank mit Informationen über rund 30.000 Kinder mutmaßlich gelöscht worden. Das berichteten am Dienstag übereinstimmend die „Washington Post“ und die „New York Times“.

Die Nachverfolgung der entführten Kinder durch das „Humanitarian Research Lab“ der Yale School of Public Health wurde demnach eingefroren, als US-Präsident Donald Trump Ende Januar einen Erlass unterzeichnete, der fast alle Ausgaben für Auslandshilfe stoppte. Seitdem hat US-Außenminister Marco Rubio die meisten Verträge über Auslandshilfe gekündigt, darunter auch den mit dem Yale-Labor.

Der „New York Times“ liegt ein Schreiben von demokratischen Abgeordneten an Präsident Trump vor. Sie schreiben, das Außenministerium und das Yale-Zentrum „hatten Beweise für entführte Kinder aus der Ukraine aufbewahrt, die sie mit Europol und der ukrainischen Regierung teilen wollten, um ihre Rückgabe sicherzustellen“. Weiter heißt es: „Wir haben Grund zu der Annahme, dass die Daten dauerhaft gelöscht wurden. Wenn das stimmt, hätte das verheerende Folgen.“ Die Abgeordneten baten das Weiße Haus, sie über den Zustand der Datenbank zu informieren.

Auch der Internationale Strafgerichtshof sollte Zugang zu den Daten erhalten, um russische Funktionäre wegen Kriegsverbrechen anklagen zu können. Der US-Kongress hatte 2022 insgesamt 26 Millionen US-Dollar bereitgestellt, um russische Kriegsverbrechen in der Ukraine aufzudecken.

Ukrainischen Beamten zufolge hat Russland 20.000 Kinder aus der Ukraine entführt. Yale-Forscher gaben in früheren Berichten an, sie hätten 30.000 Kinder an Orten außerhalb der Ukraine aufgespürt. Die Forscher hatten Informationen über 6000 nach Russland und mehr als 2400 nach Weißrussland verschleppte Kinder in der Datenbank gespeichert. Die Datenbank enthielt außerdem detaillierte Informationen, einschließlich Namen und Fotos, von über 314 nach Russland entführten Kindern.

Ergänzung 29.3.2025: Die Washington Post meldet, dass Trump das Löschen gestoppt haben soll.